Warum werden manche Fische so groß?
Immer wieder ziehen Angler extrem große Fische aus Seen und Flüssen. Ein Experte verrät, welche Arten besonders groß werden und warum sie für Fischer einen so großen Fang bedeuten.
Ein Hecht, so groß und schwer wie ein Grundschulkind: Während so mancher Angler seine Begeisterung kaum zurückhalten kann, wird Badegästen beim Anblick eines Riesenfisches eher mulmig zumute. Doch wie wird ein Fisch eigentlich erst so groß? Zum Tag der Fische erklärt ein Experte des Landesfischereiverbands Bayern (LFV), welche Fischarten am größten werden und warum viele Angler das Phänomen der Riesenfische so sehr fasziniert.
Welche Fischarten werden in bayerischen Gewässern am größten?
Ein Fisch wächst sein ganzes Leben lang. "Besonders große Fische sind entsprechend auch schon sehr alt", erklärt Felix Reebs, Referent für Fischerei, Gewässer- und Naturschutz beim Landesfischereiverband Bayern. Allerdings erreichen nur wenige Fische in wilden Gewässern ein sehr hohes Alter, weshalb es nicht so viele ganz besonders dicke Fische gibt. Die Fischarten, die in Bayern am größten und am ältesten werden, sind:
- Schuppenkarpfen: Eine der größeren Fischarten in Bayern ist der Schuppenkarpfen. Wächst er sich richtig aus, kann er bis zu 1,30 Meter lang, bis zu 30 Kilogramm schwer und bis zu 80 Jahre alt werden. Er schwimmt in der Donau, aber auch in vielen Seen im Freistaat.
- Seeforelle: Auch Seeforellen gibt es in bayerischen Voralpenseen. Sie werden in der Spitze bis zu 1,40 Meter lang, bis 30 Kilogramm schwer und bis zu 40 Jahre alt.
- Huchen: Der Huchen ist vor allem in Lech und Donau verbreitet. Er wird bis zu 1,40 Meter lang, bis 40 Kilogramm schwer und bis zu 40 Jahre alt.
- Hecht: Noch größer wird der Raubfisch Hecht. Er ist in vielen bayerischen Seen und Flüssen heimisch. Der Hecht wird bis zu 1,50 Meter lang, bis 25 Kilogramm schwer und bis zu 40 Jahre alt.
- Wels: Der Rekordfisch in bayerischen Gewässern ist der Wels. Er wird bis zu 2,50 Meter lang, über 100 Kilogramm schwer und über 80 Jahre alt. Er kommt in Bayern in der Donau, im Main und in vielen Seen vor.
Worin liegt der Reiz für Angler, besonders große Fische zu fangen?
"Große Exemplare zu fangen bedeutet immer auch eine große Herausforderung", sagt Felix Reebs. "Die großen Fische sind besonders vorsichtig und daher für Angler schwierig zu überlisten." Ein Angler müsse sich schon besonders gut mit dem Gewässer, dem Verhalten der Fische und mit seiner Ausrüstung auskennen, um einen riesigen Fisch zu fangen.
Wie fängt man als Angler besonders große Fische?
"Zur einen Hälfte ist es Zufall", sagt Reebs. Aber wie alles beim Angeln sei der Fang ganz dicker Fische auch davon abhängig, ob man zur richtigen Zeit am richtigen Ort sei und den richtigen Köder dabei habe. Besonders wichtig sei eine gute Vorbereitung, sagt Reebs: "Angler, die ambitioniert sind, Riesenfische zu fangen, müssen das Gewässer und die Fische ganz genau beobachten."
Ist es sinnvoll, gezielt besonders große Fische zu fangen?
Nicht unbedingt, so der Experte vom Landesfischereiverband. Denn: Groß müsse nicht unbedingt gut schmecken. "Wer Angeln geht, versucht in der Regel auch Fische zu fangen, die er verwerten kann", sagt Reebs. Vielen Fischern seien mittelgroße Fische am angenehmsten, denn die seien in der Pfanne oder auf dem Grill meist am besten zuzubereiten. Und, sagt Reebs: "Häufig haben sie den besten Geschmack."
Schmecken die großen Fische in ihrem hohen Alter überhaupt noch?
Das Alter ist nur eine Einflussgröße auf den Geschmack eines Fisches, sagt Felix Reebs. Werde ein Fisch immer größer und älter, produziere er auch größere Mengen an Laich. "Gerade in der Laichzeit stellt sich sein Metabolismus um, sodass mehr Körperfett und Proteine für den Laich umgesetzt werden. Viele Angler berichten daher von einem etwas strohigen, trockeneren Geschmack größerer und älterer Fische." Diese Umstellung sei aber auf die Wochen vor und nach der Laichzeit beschränkt. Deshalb könne man nicht pauschal behaupten, dass ältere Fische schlechter schmecken.
Ein anderer Einflussfaktor, der für den Geschmack von Fisch sehr wichtig ist, sind die Gewässergüte und die Algenzusammensetzung in einem Gewässer, erklärt Reebs. "Gerade in nährstoffreichen Gewässern, in denen Fische meist besonders groß werden, vermehren sich auch Blaualgen sehr gut weiter." Nehmen die Fische diese Blaualgen auf, könne es sein, dass sie - ganz unabhängig von ihrem Alter - moseln beziehungsweise etwas modrig schmecken. Besonders häufig komme das bei Karpfen vor, aber auch bei anderen Arten, sagt Reebs.
Ist es aus Sicht des Artenschutzes bedenklich, nur große Fische zu fangen?
Würden immer nur die größten Exemplare weggefischt, würde das dem Fischbestand langfristig schaden, sagt Reebs. "Die größten Individuen sind auch immer die fruchtbarsten Individuen, die den meisten Laich und damit Nachwuchs hervorbringen können." Würde man nur immer junge, kleine Fische angeln, wäre das aber auch nicht gut, weil diese Generation im Fischbestand fehlen würde. Am besten, sagt Reebs, sei beim Angeln die goldene Mitte – wie meist in der Natur: "Fängt man die mittelgroßen Fische, ist das nicht nur unbedenklich, sie schmecken meist auch besser."
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