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Ein Jahr unterwegs
07.08.2018

Unser Weltreisender feiert Fiesta Mexicana

Die Hügel von Zaachila.
4 Bilder
Die Hügel von Zaachila.
Foto: Bastian Sünkel

Serie, Teil 5: Bastian Sünkel erlebt Mexiko seit Monaten als ein Land zwischen Gefühlsrausch und Melancholie.

Ich sehe Schwarz. Nichts. Ein rotes Lichtlein neben dem Busfahrer wird von der Dunkelheit verschluckt. Aufblitzende und erlöschende Lichtkegel zucken in einem Honigtropfentakt an den Scheiben vorbei. Die letzten Handys sind erloschen und ich muss für einsame Beobachter auf meinem Thron wie ein Außerirdischer wirken. Letzte Reihe Mitte, leicht erhöht, ein Seismografenplatz, der jeden noch so minimalen Straßenschaden aufzeichnet. Darüber ein Paar tiefe Augenringe, erleuchtet vom Display des Tablets.

Es ist Samstagmorgen, 2.32 Uhr, der Bus rollt durchs Niemandsland Mexikos gen Süden, nachdem er das irre Millionenmenschengeflecht in und um Mexiko Stadt hinter sich gelassen hat. Ich habe zuvor den größten Anfängerfehler schlechthin begangen: Pünktlich um 11 Uhr vormittags war ich am Busstopp im Zentrum Mexico Citys – genau zwölf Stunden vor Abfahrt. Es war das erste Mal, dass ich die amerikanischen Zeitangaben AM und PM ignoriert habe. Aber als Reisender lernt man schnell zu improvisieren. Den schweren Rucksack habe ich den Mitarbeitern anvertraut, eine knappe Internet-Recherche verrät mir, welche Sehenswürdigkeiten zu Fuß erreichbar sind, und eine Museumstour und mehrere Kaffee später sitze ich schließlich im Nachtbus, auf dem Weg in die beiden Bundesstaaten Mexikos, von denen alle Reisebegleiter seit meiner Ankunft in Tijuana schwärmen: Oaxaca und Chiapas. Glaubt man ihren Worten, erwartet mich dort das ursprüngliche Lebensgefühl Mexikos. Freiheit, atemberaubende Natur, Aussteigertypen.

Die Mayastätte Uxmal (mit dem Autor im Vordergrund).
Foto: Foto: Bastian Sünkel

Vor drei Monaten bin ich zu Fuß in Tijuana über die Grenze im Norden gekommen und werde in knapp zwei Wochen im Bus das Land Richtung Guatemala verlassen. Dazwischen liegen Geschichten und Begegnungen mit Menschen und Orten, die in meiner Erinnerung aufblitzen und verschwinden wie die Lichtkegel im Gegenverkehr. Ich habe das Experiment gestartet, auf der Weltreise ein Land so intensiv zu durchqueren, dass ich irgendwann auf sein Wesen stoße. Die Zwischenbilanz: 14 Bundesstaaten habe ich mindestens ein paar Tage erkundet, einige mehr durchstreift. Drei Klimazonen liegen auf der Strecke. Meine neuen Freunde in sozialen Netzwerken würden zwei Busse füllen. Die Wegbegleiter, mit denen ich irgendwo mindestens eine Nacht verbracht habe, knapp einen. Ich habe Museen besucht und mit Menschen auf der Straße geredet, unruhigen Auges meine Taschen bewacht und mit Unbekannten im Sprachenwirrwarr auf die Freundschaft angestoßen. Und die Seele Mexikos? Versteckt sich weiter. Offensichtlich nicht nur vor mir.

Im Labyrinth der Einsamkeit

Der mexikanische Literaturnobelpreisträger Octavio Paz hat sich in den ausgehenden Vierzigerjahren auf die Suche nach dem Wesen seiner Landsleute gemacht. Im „Labyrinth der Einsamkeit“ philosophiert er über ein jahrhundertealtes Versteckspiel: über die Suche Mexikos nach seiner Identität. Über Menschen, die offen wirken, sich aber tief in ihr Inneres zurückgezogen haben. Er schreibt über Fiestas, auf denen sich die Anspannung entlädt, über den Tod, der dem Reisenden nicht nur zu den großen Seelenfesten im November begegnet, sondern für die Mexikaner mehr zum Alltag gehört als in anderen Kulturkreisen. Der Tod verliert in Mexiko an Grauen, das Leben an Bedeutung, schreibt Paz.

Als ich bei Couchsurferin Miriam in einem ärmeren Viertel Mexico Citys übernachte, erzählt sie mir von einer ihrer ersten Begegnungen mit ihren neuen Nachbarn. Von lauter Musik und Geschrei aufgeschreckt blickt sie auf die Straße. Vor ihren Augen stemmen ein paar kräftige Männer einen Leichnam ohne Sarg an ihrer Wohnung vorbei, dazu spielen Bands die Lieder von Herzschmerz und langen Nächten mit Mezcal. Die Trauernden tanzen mit Stripperinnen. Aus der Häuserecke grüßt ein Skelett im schwarzen Gewand sein Gefolge, Santa Muerte. Das ist ein Extrembeispiel, und dennoch wird der Mexikotourist immer wieder hin- und hergerissen. Spanische Kolonialarchitektur, Maya-Pyramiden mit Totenkopf-Reliefs. Gastfreundschaft und blutige Machtspiele der Kartelle. Lebensfreude und tiefe Melancholie.

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Wahrscheinlich ist es die Dunkelheit der Nachtbusfahrt, die mich zum Nachdenken bringt. Die Wochen zuvor im Osten des Landes hätten kaum sonniger sein können. Von Tulum ganz im Osten der Halbinsel Yucatán bin ich die Atlantikküste entlang zurück ins Zentrum gereist. Mit jedem Fernbus hat sich mein Abenteuertrip mehr und mehr in Alltag verwandelt. Abfahrt, Ankunft, Hostel suchen, Couchsurfer anschreiben. Städte erkunden, Landschaften durchstreifen. Habe ich schon das regionale Spezialgericht probiert? Heute auf der Karte: Pan de Cazón, eine Art Haifischlasagne. Mein T-Shirt klebt in den tropischen Regionen an meinem Körper wie eine zweite Haut. Ist es nicht die Hitze, dann der Platzregen, der mich in Mérida, Campeche und Veracruz überfällt. Vom Inselparadies geht es in die Höhlenseen, die Cenoten, weiter zu den Ruinen der Mayametropolen, Uxmal und Chichén Itzá. Die Fahrt gleicht einer Jagd nach Leben zum Zweck der Erfüllung aller Sehnsüchte des Reisenden, und wenn man ganz viel Glück oder einen guten Plan hat, kommt es zur Gefühlsexplosion.

Gesichter der Fiesta.
Foto: Bastian Sünkel

Mexiko verliert seinen Schrecken

Ich habe keinen ausgefeilten Plan, dafür umso mehr Glück. Als ich im Kunststudentenort Xalapa eintreffe, bereitet sich das Nachbarstädtchen Xico in den Hügeln der Sierra Occidentale auf die Fiesta vor. Die Anwohner streuen mit bunt gefärbten Sägespänen einen kilometerlangen Teppich die kerzengerade Hauptstraße hoch zum Kirchenhügel. Die Muster aus prähispanischen Zeiten vermischen sich mit Kreuzen des Katholizismus. Der gekreuzigte Heiland verkündet Seelenheil über einem pinken Blümchenteppich der Pop-Ära. Die Straße lebt, an der Ecke lässt ein Muskelmann ein totes Schwein fallen. Ein junger Mann mit Sombrero sieht mich mit meiner Kamera auf der Straße und reißt ein Garagentor auf. Ein mit Feuerwerkskörpern bestückter Pappmaché-Bulle starrt mich aus der Höhle an. El Huérfano, das Waisenkind, tauft ihn ein handgemaltes Schild. Er wird später mit anderen Pappbullen in wilden Pirouetten durch die Straßen getrieben. Dann folgt feierlicher die heilige Maria Magdalena. Zwei Tage darauf zur Xiceñata stellen sich Matadore zwei Bullen. Am Ende stirbt das Tier, der Matador lebt – und wenn sich dieses Jahr keine Betrunkenen einmischen, bleibt es dabei.

Mich haben zuletzt Freunde gefragt, ob ich mich verlobt hätte oder was denn der Grund dafür sei, seit drei Monaten das Land nicht zu verlassen, um neue Länder zu entdecken. Ich bin nicht verlobt. Aber ich entdecke, welche Art des Reisens mich erfüllt, und es gelingt mir immer besser, mich darauf einzulassen. Ich bin nicht der Reisende, der Stempel in seinem Pass sammeln will. Fasziniert mich ein Land, suche ich den Austausch. Ich habe die Präsidentschaftswahlen verfolgt und die Menschen befragt, was sie hoffen – Ende der Korruption, soziale Gerechtigkeit. Und was sie befürchten – ein zweites Venezuela. Mexiko lehrt mich, die Menschen um mich herum wieder wahrzunehmen, auf sie zuzugehen, das Ego hinten anzustellen. Man lernt hier eher, sich selbst zu helfen, als eine zweite Fremdsprache. Die Familie hält zusammen, die Zehnjährige stapelt Tortillas in der Taqueria. Und ich bedauere, dass hauptsächlich Schreckensmeldungen aus diesem Land in Europa ankommen. Erdbeben, Drogenmorde, Korruption.

Mexiko verliert seinen Schrecken auf der Reise. Die schlaflose Fahrt durch die Nacht endet in der Morgendämmerung. Ich gehe noch schnell zur Bank und vergesse übermüdet die Kreditkarte im Automaten. Die nächste Herausforderung wird wohl ganz profan: Telefonate, Anträge, Sparzwang. Willkommen zurück in Europa.

*

Wie ist es, alles hinter sich zu lassen und auf Weltreise zu gehen? Bastian Sünkel erzählt davon einmal im Monat – das nächste Mal mit seinen Erlebnissen aus San Cristóbal de las Casas und Guatemala. Wer mehr lesen will, findet Bastian Sünkels Reiseblog unter www.globalmonkey.net.

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