Nolde in Kopenhagen: Ein Däne für die Dänen
Kopenhagen (dpa) - "Von Emil Nolde wissen die Dänen eigentlich nur, dass er schöne Bilder mit Blumen gemalt hat", sagt die dänische Museumschefin Anne-Birgitte Fonsmark.
Das ist verblüffend wenig. Denn der Expressionist war bis zu seinem Tod 1956 im schleswig-holsteinischen Seebüll Staatsbürger des skandinavischen Landes, 44 Jahre mit einer Dänin verheiratet und lebte fast immer im Grenzgebiet zwischen beiden Ländern. Das Kopenhagener Ordrupgaard-Museum stellt jetzt mit der Ausstellung "Emil Nolde und Dänemark" das Werk des Malers und Grafikers vor allem mit Blick auf sein zweites Heimatland vor.
Dass Nolde bei den Dänen nicht so berühmt geworden ist wie in Deutschland, liegt nach Meinung von Ordrupgaard-Chefin Fonsmark weniger an den Nazi-Sympathien des Malers: "Das weiß hier kaum jemand. Er gilt bei uns einfach eher als deutscher Maler." Nolde wurde 1867 östlich von Tondern, geboren, das damals zu Preußen gehörte, aber 1920 an Dänemark überging.
Der Maler, der eigentlich Hansen hieß und den Namen seines Geburtsortes annahm, durchlief prägende Lehrjahre als Maler in Kopenhagen und dem dänischen Fischerstädtchen Hundested. Hier lernte er seine Frau Ada Vilstrup (1879-1946) kennen. Nolde lebte und malte auch im nördlichen Jütland und acht Jahre auf der Insel Als, wo er sich endgültig vom Impressionisten zum Expressionisten mit seinem betont farbenfrohen Stil entwickelte.
Nolde trat 1934 der NSDAP bei, äußerte sich antisemitisch und pries die "Überlegenheit der germanischen Kultur". 1937 fiel er dann selbst bei den Nazis in Ungnade und konnte von 1941 an nur noch heimlich im heimischen Seebüll an der deutsch-dänischen Grenze seine berühmten "ungemalten Bilder", alles in allem über tausend Aquarelle, malen.
Die Ausstellung im Ordrupgaard-Museum präsentiert diese Phase ebenso wie Bilder aus den frühen dänischen Lehrjahren, grafische Arbeiten auf Papier aus den Jahren 1900 bis 1926 und vor allem auch einige seiner Hauptwerke wie "Begegnung am Strand" (1920). 165 Arbeiten sind zu sehen, die meisten davon aus dem Besitz der Nolde- Stiftung in Seebüll. Zu sehen sind auch in Dänisch abgefasste handschriftliche Briefe des Malers an seine Frau.
Als Nolde nach dem Tod Adas 1946 dem staatlichen Kopenhagener Kunstmuseum eigene Werke als Schenkung anbot, fiel die Reaktion zögerlich aus. Der Maler schien den Dänen doch zu sehr mit den Nationalsozialisten verknüpft. "Grenzgänger" hat der ebenfalls immer wieder zwischen Dänemark und Deutschland pendelnde zeitgenössische Maler Per Kirkeby (71) den großen Expressionisten genannt: "Die Grenzgänger sind schließlich die Freigeister." Die Ausstellung im Ordrupgaard-Museum ist bis 9. Mai zu sehen.
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