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Interview
02.07.2022

"Wenn Habeck Ziele ausruft, dann ist das erst einmal eine gute Sache"

So viele Krisen hat auch der erfahrene ZDH-Präsident und Unternehmer Hans Peter Wollseifer noch nicht erlebt.
Foto: Bernd von Jutrczenka, dpa

Hans Peter Wollseifer ist Präsident des Zentralverbands des Deutschen Handwerks. Er hat schon einige Krisen im Land erlebt. So schlimm wie jetzt war es aber noch nie.

Herr Wollseifer, die Flughäfen bekommen mit Unterstützung der Regierung tausende Arbeitskräfte aus der Türkei. Sind Sie neidisch auf diese schnelle Lösung?

Hans Peter Wollseifer: Wir arbeiten für unsere Handwerksbetriebe natürlich auch an entsprechenden Lösungen. Ich war beispielsweise vor 14 Tagen in der Türkei – also wahrscheinlich sogar etwas schneller als die Bundesregierung. Wir haben in einem symbolischen Akt einen ersten Arbeitsvertrag zwischen einem jungen Türken und einem Kälteanlagenbauer aus Siegburg unterschrieben. Möglich wurde das, weil wir mit einer Gesellschaft zusammenarbeiten, die in der Türkei mit 56 Sprachenschulen kooperiert. Junge Fachkräfte werden da auf Deutschland und die deutsche Sprache vorbereitet.

Video: dpa

Wir haben mit Ihnen in Interviews schon oft über den Fachkräftemangel gesprochen. Das Ergebnis sehen wir, es ist noch nicht so ganz viel passiert. Jetzt fordern Sie eine Bildungswende. Kann die den Durchbruch bringen?

Wollseifer: Das Handwerk weist schon seit vielen Jahren darauf hin und hat gewarnt, dass es genau zu dieser Situation kommen wird, die wir jetzt haben. Und es ist schon jetzt klar, dass dieser Fachkräftemangel ganz sicher nicht kleiner wird, wenn man allein die statistische Lücke ansieht, die sich durch die demografische Entwicklung in den kommenden Jahren auftut. Dazu kommt als Ergebnis der Bildungspolitik der vergangenen Jahrzehnte die Schieflage im Verhältnis von beruflich und akademisch Ausgebildeten. Aber glauben Sie mir: Froh sind wir ganz bestimmt nicht über diese Bestätigung unserer Warnungen, weil es uns in der Wirtschaft insgesamt, aber auch natürlich im Handwerk sehr stark ausbremst. Wenn ich jetzt von einer Bildungswende spreche, dann meine ich, dass wir den Fokus wieder sehr viel stärker auf die berufliche Bildung legen müssen. Wir brauchen da ehrliche Wertschätzung und Anerkennung.

Aber wie wollen Sie das erreichen?

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Wollseifer: Wir fordern ein Gesetz, in dem die Gleichwertigkeit der Qualifikationen im akademischen und beruflichen Bereich festgeschrieben wird.

Es gibt doch aber extra fürs Handwerk schon die Bezeichnungen Bachelor Professional und Master Professional?

Wollseifer: Ja, aber wir haben für die Gleichwertigkeit keine gesetzliche Grundlage bekommen, und das wirkt sich auf die ideelle und finanzielle Förderung aus. Sehen Sie, wir brauchen in unseren über 600 handwerklichen Bildungsstätten modernste Ausstattungen. Das kostet Millionen Euro. Wir brauchen mehr Berufsschullehrer, damit nicht so viel Unterricht ausfällt. Und all das müssen wir angehen, wenn wir Bildung gleichwertig stellen. Mit einer gesetzlichen Grundlage sind Politiker in ihren Entscheidungen etwa zur Mittelvergabe dann angehalten, den beruflichen und akademischen Bildungsbereich gleichermaßen zu berücksichtigen.

Herr Habeck will 500.000 neue Wärmepumpen im Jahr. Bekommt er die? Es fehlt schließlich an Fachkräften, die diese Geräte einbauen und warten, und es fehlt an Material.

Wollseifer: Wenn der Wirtschaftsminister Ziele ausruft, dann ist das erst einmal eine gute Sache, denn Ziele braucht es, um sich ehrgeizig an Aufgaben zu machen. Doch wenn Sie beim 100-Meter-Lauf eine Zeit von neun Sekunden vorgeben, dann weiß man schon vorher, dass dieses Ziel so einfach nicht erreichbar sein wird. Bei den Wärmepumpen ist es ein wenig ähnlich. Aber keine Frage: Wir im Handwerk werden uns anstrengen, dieses Ziel umzusetzen. Doch dafür brauchen wir erstens das nötige Material. Das ist aktuell vielfach nicht verfügbar. Und zweitens müssen wir für die Ausführung die nötigen Leute haben.

Robert Habeck will 500.000 neue Wärmepumpen im Jahr.
Foto: Patrick Pleul, dpa

Wie lange dauert es eigentlich gerade, bis ich einen Handwerker kriege?

Wollseifer: Beim Hochbau sind es über vier Monate und beim Ausbau mehr als drei Monate Vorlauf. Im Durchschnitt sind es im Handwerk zurzeit elf Wochen.

Haben Sie einen Tipp, wie man das beschleunigen kann?

Wollseifer: Der wichtigste Tipp ist, dass man Stammkunde sein sollte. Wenn man eine langfristige Beziehung zu einem Betrieb aufbaut, fair mit dem Gegenüber umgeht und etwa beim Ausgleich von Rechnungen den Betrieb nicht zu lange warten lässt, dann geht das auch schon mal schneller.

Die Ampel will die bis 2030 festgesetzten CO2-Minderungsziele unbedingt erreichen. Ohne einen schnellen Ausbau der Erneuerbaren Energien wird das nicht gelingen, und da kommt das Handwerk ins Spiel. Achteinhalb Jahre noch – ist das angesichts gestörter Lieferketten, zu wenigen Arbeitskräfte und einem Übermaß an Bürokratie von Ihrer Branche überhaupt zu leisten?

Wollseifer: Wir müssen einerseits die Innovationen und technischen Entwicklungen vorantreiben. Andererseits gehört aber auch dazu, uns mehr aufs Energiesparen zu konzentrieren. Das ist eine Ressource, die in etwa eine Größenordnung von 40 Prozent hat. Gerade bei der Energieeffizienz von Gebäuden liegen hier noch enorme Einsparpotenziale. Und alles, was wir an Energie einsparen, brauchen wir nicht zu produzieren. Das steht noch nicht ausreichend im Fokus. Dächer und Gebäude dämmen, Doppelverglasungen bei Fenstern und neue Türen einbauen, Wärmepumpen und Solaranlagen installieren, auf Photovoltaik und Geothermie setzen – es gibt so viele Möglichkeiten.

Aber gleichzeitig sagen Sie, dass das Entlastungspaket bei den Energiekosten zu klein ist, und fordern mehr Geld. Kann der Staat eigentlich ewig alles ausgleichen?

Wollseifer: Ich glaube nicht, dass wir der richtige Adressat für diese Frage sind. Wir Handwerker sind keine Subventionsjäger. Wir sind zunächst bemüht, die Probleme selber in den Griff zu bekommen. Unsere Firmenchefs beispielsweise sind in der Regel voll haftende Unternehmer, die stehen mit ihrem gesamten Vermögen ein. Viele haben ihr Eigentum beliehen, die Altersversorgung eingebracht, um gute Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter während Corona nicht zu verlieren und den Betrieb am Laufen zu halten. Anders als in anderen Wirtschaftsbranchen übrigens. Da wurden Leute freigesetzt und noch hohe Abfindungen angeboten. Wenn Handwerksbetriebe jetzt Unterstützung einfordern, dann, weil sie es dringend nötig haben.

Können Sie bitte ein Beispiel nennen?

Wollseifer: Ich nenne Ihnen mal ein Beispiel aus der kritischen Infrastruktur, auf das man nicht sofort kommt. Und zwar die Textilreinigungen, die für Krankenhäuser arbeiten. Die brauchen viel Prozessenergie, in der Regel Gas. Wenn die das nicht bekommen, können sie nicht waschen. Dann werden die Universitätskliniken und Intensivstationen nicht mit sauberer Wäsche, Laken und OP-Tüchern versorgt. Da findet dann nichts mehr statt. Wegen der Wäsche. Wir fordern deshalb, dass auch solche Betriebe bevorzugt behandelt werden, wenn das Gas so knapp wird, dass es zugeteilt werden muss.

Kommende Woche beginnt die Handwerksmesse in München. Haben Sie eigentlich jemals eine Messe erlebt, die so von Krisen überlagert war wie diese?

Wollseifer: Ein klares Nein. Es gab die Finanzkrise, es gab die Corona-Pandemie und dazwischen sicherlich immer mal irgendwelche Probleme. Aber dass jetzt so viele Krisen gleichzeitig ineinandergreifen, das habe ich noch nicht erlebt.

Sie haben den Kanzler zu Gast, Minister wie Robert Habeck, aber auch die Industrie und die Arbeitgeber in Form von BDI und BDA. Was ist für Sie die wichtigste Botschaft, die von dieser Messe ausgehen sollte?

Wollseifer: Wir müssen an die Zukunft denken und unsere Betriebe erhalten. Das ist schwierig in der kommenden Zeit, mit fehlenden Fachkräften und einer ganz großen Zahl von Betrieben, die wir altersmäßig übergeben müssen. Da braucht es moderne Betriebe, da braucht es junge Nachfolgerinnen und Nachfolger. Wir müssen das Handwerk attraktiv darstellen und die Gesellschaft überzeugen, dass die alten Klischees heute längst nicht mehr greifen. Das Handwerk ist modern, innovativ und digital. Und ja, das Handwerk ist unersetzlich in allen Bereichen und bei allen Vorhaben, die in den nächsten Jahren und Jahrzehnten anstehen. Da sollte die Politik mehr auf uns hören und uns nicht immer neue Steine in den Weg legen, die die Betriebe zusätzlich belasten.

Auch da ein Beispiel bitte.

Wollseifer: Gesundheitsminister Karl Lauterbach will im nächsten Jahr den Zusatzbeitrag bei der Krankenversicherung um 0,3 Prozentpunkte anheben. Hört sich nach wenig an, macht aber rund fünf Milliarden Euro aus, die von Arbeitnehmern und Arbeitgebern aufgebracht werden müssen. Das trifft uns im Handwerk mit unseren beschäftigungsintensiven Betrieben besonders hart. Industriebetriebe haben vielleicht einen Lohnfaktor von sieben oder acht Prozent. Bei uns liegt der Lohnanteil zwischen 70 und 80 Prozent. Diese zusätzliche Belastung ist ein Schlag ins Gesicht der Leistungsträger in unserem Land.

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